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Die Welt der künstlichen Intelligenz steht nicht still. Das gilt auch für den Bereich der Chatbots. Einer der jüngsten Vertreter in diesem Bereich ist DeepSeek R1 - ein Chatbot aus China, der es mit den Großen der Branche aufnehmen kann. Doch was steckt wirklich dahinter?
In diesem Beitrag nehme ich DeepSeek R1 genauer unter die Lupe: von den Versprechungen des Herstellers über die Benutzeroberfläche bis hin zur Qualität der Antworten und der Frage nach Kreativität und Faktenrelevanz. Dabei werfe ich auch einen Blick auf die einzigartigen Funktionen, die DeepSeek R1 bietet, und teile meine persönlichen Eindrücke und Testergebnisse.
(Letzte Aktualisierung: 04.02.25)Inhaltsverzeichnis
Was ist DeepSeek | Benutzeroberfläche | Qualität der Antworten | Funktionsumfang | Was bedeutet R1 | Fazit | Häufige Fragen | Kommentare
Nach Angaben des Unternehmens, das DeepSeek entwickelt hat, handelt es sich um ein KI-Modell, das leistungsfähig genug ist, um es in Bereichen wie Mathematik, Codierung und wissenschaftliches Denken mit den besten amerikanischen Modellen aufzunehmen.
Es wird darauf hingewiesen, dass DeepSeek R1 zu einem Bruchteil der Kosten entwickelt wurde, die Unternehmen wie OpenAI für ihre Modelle ausgeben. Das ist schwer nachzuprüfen, und ich würde eher sagen, dass es sich um Marketing handelt. Jeder, der schon einmal mit Buchhaltung zu tun hatte, weiß, dass man Zahlen auf verschiedene Arten darstellen kann.
Wie gesagt, die KI kommt aus China. Es gibt Stimmen, die auf den Datenschutz hinweisen und darauf, dass die KI mit den Eingaben des Nutzers trainiert wird. Aber das ist bei anderen Chatbots auch nicht anders.
DeepSeek R1 kann ➥über die Webseite oder über eine entsprechende App genutzt werden. Die Nutzung ist kostenlos.
Die Benutzeroberfläche von DeepSeek R1 ähnelt der anderer Chatbots. Das ist nicht weiter überraschend.
Nachdem du dich angemeldet hast, startest du einfach einen neuen Chat (1). Gib deine Frage oder deinen Text wie gewohnt ein (2) und lass dir die Antwort generieren.
Du hast noch einige zusätzliche Möglichkeiten: Du kannst das Modell R1 verwenden oder im Internet recherchieren (3). Es ist auch möglich, Dateien hochzuladen und diese entsprechend zu nutzen (4).
Auf der linken Seite erscheinen dann deine gesammelten Chatverläufe (5). Wer möchte, kann die App ausprobieren (6).
Das Testen der Qualität von Chatbots ist schwierig, da es auf den Eingabetext (Prompt) ankommt. Auch das behandelte Thema wird unterschiedlich verarbeitet, da im Hintergrund auf trainierte Daten zurückgegriffen wird. Daher kann ich hier nur meine persönliche Einschätzung weitergeben.
Zur Beurteilung der Natürlichkeit und Lesbarkeit verwende ich den Lesbarkeitsindex. Er gibt an, wie leicht oder schwer ein Text zu lesen und zu verstehen ist. Es gibt verschiedene Methoden, ihn zu berechnen. Meistens schaut man, wie lang die Sätze sind, wie viele Silben die Wörter haben und wie oft bestimmte Wörter verwendet werden.
Meine Frage lautet: „Was ist das Besondere an einem Chatbot? Benutze nur drei Sätze und fasse dich kurz“. Und hier ist die Antwort:
Ein Chatbot bietet sofortige, automatisierte Interaktion und kann rund um die Uhr Anfragen bearbeiten. Er nutzt KI, um menschenähnliche Konversationen zu führen und individuelle Antworten zu liefern. Dadurch steigert er Effizienz und Kundenzufriedenheit.
Der Schwierigkeitsgrad, den mir der Lesbarkeitsindex anzeigt, ist dem einer Tageszeitung vergleichbar. Zielgruppe: Abiturient/in. Das entspricht in etwa dem, was andere Chatbots an Text produzieren.
Kreativität ist die Fähigkeit, etwas Neues und Bedeutungsvolles zu schaffen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch Chatbots kreativ sein können.
Ein Ansatz zur Messung von Kreativität ist der Alternative-Uses-Test. Dabei sollen die Teilnehmer in kurzer Zeit möglichst viele alternative Verwendungsmöglichkeiten für einen Alltagsgegenstand finden. Bewertet wird, wie originell, vielfältig und detailliert die Ideen sind. Dieser Test kann auch verwendet werden, um die Kreativität von Chatbots zu testen.
Mein Prompt lautet: „Wie und wofür kann ich meinen Teekocher noch verwenden? Bitte sei etwas kreativ“.
Ich erhalte eine lange Liste von Einsatzmöglichkeiten. Die Aufzählung hat mich nicht überrascht und ich würde sagen, das war nur ein wenig kreativ. Den gesamten Text kannst du hier nachlesen.
Wenn ein Chatbot „halluziniert“, gibt er falsche oder ungenaue Antworten. Das passiert, weil diese Bots auf statistischen Modellen basieren, die Wahrscheinlichkeiten berechnen, anstatt Inhalte so zu verstehen, wie wir Menschen es tun.
Ein zuverlässiger Faktencheck ist besonders wichtig, wenn aktuelle Informationen benötigt werden. Dazu muss der Chatbot auf das Internet zugreifen können. Es sollte daher klar sein, ob eine Antwort auf eigenen Daten oder auf einer Online-Recherche basiert. Ohne diese Unterscheidung kann es schneller zu Fehlern kommen.
Eines meiner Lieblingsbeispiele, um den Chatbot zu testen, ist der Urlaubsort Greetsiel an der Nordsee. Ich habe es gewählt, weil es nicht so viele Informationen darüber gibt und die Trainingsdaten des Chatbots eher gering sein sollten.
Die Antworten von DeepSeek R1 sind insgesamt gut. Es hat sich bei der Aufzählung der Sehenswürdigkeiten jedoch eine „Halluzination“ eingeschlichen. Allerdings so überzeugend, dass ich es fast nicht bemerkt hätte.
Das Kuttercafé gibt es nicht in Greetsiel, sondern in 30 km Entfernung. Diese „Halluzination“ ist nicht ungewöhnlich. Auch andere Chatbots haben sich Dinge einfallen lassen. Man sollte also nicht immer alles glauben, was ein Chatbot schreibt, auch wenn es plausibel klingt.
Neben dem „normalen“ Chat werden dir noch einige weitere Möglichkeiten angeboten. Du kannst Dateien hochladen und den Text extrahieren lassen. Du kannst die Internetsuche aktivieren und das „denkende“ Modell R1 verwenden.
Interessant sind die „Gedanken“, die dir angezeigt werden, wenn du R1 verwendest. Allerdings in englischer Sprache. Das solltest du auf jeden Fall einmal ausprobieren. Es ist interessant und manchmal überraschend.
Ich habe die zusätzlichen Funktionen in der folgenden Grafik zusammengefasst und mit ChatGPT verglichen:
Bei dem R1-Modell handelt es sich um ein sogenanntes Reasoning-Modell. Reasoning (deutsch: Schlussfolgern oder logisches Denken) ist die Fähigkeit eines Sprachmodells oder KI-Systems, über die einfache Mustererkennung hinauszugehen und komplexe Probleme durch logische Ableitungen, Kontextverständnis und Schlussfolgerungen zu lösen. Es gibt verschiedene Arten von Reasonings in KI-Sprachmodellen. Auf diese möchte ich hier nicht näher eingehen.
Am verständlichsten wird es an einem Beispiel. Du kannst es selbst bei DeepSeek ausprobieren, indem du auf den Button „DeepThink R1“ klickst. Meine Aufgabe ist ganz einfach: Ich habe drei Computer, kaufe zwei hinzu und bringe einen zum Schrottplatz. Wie viele Computer habe ich?
Du erhältst eine detaillierte Beschreibung des Denkprozesses. Meistens in Englisch. Ich habe den Denkprozess gekürzt und die Schritte aufgelistet, die für das Verständnis wichtig sind:
Wir beginnen mit drei Computern: 3. Kauf von zwei weiteren: also 3 + 2. Das macht 5 Computer. Dann wird einer entsorgt. Sie ziehen also einen von der Gesamtsumme ab. 5 - 1 = 4.
Warten Sie doch mal. Vielleicht wird der zu verschrottende Computer nicht von der Gesamtsumme abgezogen? Aber das macht keinen Sinn, denn wenn man ihn entsorgt, hat man ihn nicht mehr. Also sollte man ihn logischerweise abziehen.
Oder hat die Person vielleicht einen der alten Computer entsorgt, nachdem sie einen neuen gekauft hat? Aber halt, ein anderer Gedanke: Manchmal kann die Struktur von Wortaufgaben, insbesondere im Deutschen, etwas anderes bedeuten.
Aber vielleicht gibt es hier einen Trick. Wenn Sie zum Beispiel einen Computer besitzen, zählt dann der schrottreife Computer als noch in Ihrem Besitz? Aber nein, wenn man ihn entsorgt, wird man ihn los. Also wird er abgezogen.
Der Gedankengang ist noch etwas länger und kann hier in deutscher Übersetzung nachgelesen werden. Er zeigt aber, wie verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.
Man darf aber nicht vergessen, dass dahinter immer noch Sprachmodelle stehen. Der Unterschied zu einem Chatbot, der statistisch zusammenhängende Wörter als Antwort auf deine Frage ermittelt, ist offensichtlich. Deine Frage wird in kleine Schritte zerlegt. Anschließend wird die Summe der Antworten auf die einzelnen Schritte verarbeitet. Auf diese Weise kommt die KI der menschlichen Denkweise näher und die Antworten sind wahrscheinlich genauer. Aber wie bereits erwähnt, solltest du nicht alles glauben, was die KI dir sagt, auch wenn sie ein Reasoning Modell verwendet.
DeepSeek R1 ist ein viel versprechender Chatbot. Die Qualität der Antworten ist vergleichbar mit anderen führenden Chatbots und er hat einen entscheidenden Vorteil: die Nutzung ist kostenlos. Etwas „Bauchschmerzen“ könnte man haben, wenn man an den Datenschutz und den chinesischen Anbieter denkt. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Datenschutzhinweise von DeepSeek kannst du auf der ➥Webseite in englischer Sprache nachlesen.
Ich bin gespannt, wie sich DeepSeek weiterentwickelt und welche Funktionen hinzukommen. Welche Erfahrungen hast du mit DeepSeek gemacht? Schreib es mir in die Kommentare!
Wenn du Perplexity Pro einsetzt, kannst du dort auch DeepSeek verwenden. Nach eigenen Angaben wird DeepSeek dort auf Servern in den USA und Europa gehostet, was bedeutet, dass die Daten nicht mit DeepSeek bzw. dem Betreiber geteilt werden. Außerdem soll die Zensur der Antworten entfernt worden sein. Ich denke, es ist einen Versuch wert und was die Daten betrifft, so vertraue ich keinem Chatbot persönliche Daten an.
Mehr über Chatbots erfährst du in meinem Artikel: Chatbots und die KI.
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Raphi
vor 12 Tagen
Ich denke, das das ganze KI Zeug nichts kann. Und uns kontrolliert die Leute aus China und spionieren uns aus.
Burkhard
vor 12 Tagen
Naja, wenn ich an die KI in einem Navigationssytem im Auto denke, würde ich schon sagen, dass die KI was kann. Wenn es um DeepSeek geht, muss sich jeder seine eigene Meinung darüber bilden. Wenn du Zeit und Lust hast, schau dir mal meinen Artikel über die Arten der KI an. Da wirst du bemerken, dass wir KI schon lange nutzen.